Starkschutz-Schule

„Echte Sachsen“
für Demokratie und gegen Langeweile

Viele Menschen in Deutschland und in Sachsen kritisieren die Regierung,

die Justiz und die Medien mit einer hohen Intensität. Dabei wird das ganze demokratische System in Frage gestellt. Die Regierung wird als „Regime“ und die Demokratie als „Corona-Diktatur“ oder ähnliches bezeichnet.

Die Bandbreite der Kritiker:innen reicht von Rechtsextremist:innen, welche die Deligitimierung des Staates professionell betreiben bis zu verunsicherten Bürger:innen, die durchaus noch erreichbar sind.


Deshalb ist es sinnvoll, dass sich verschiedene staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure mit verschiedenen Maßnahmen mit diesem Problem beschäftigen.

Ein Aspekt wurde dabei bislang kaum oder gar nicht betrachtet: Die Frage, ob der tägliche Konsum von Telegram-Nachrichten und die zunehmende Ablehnung des „Staates“ nicht auch bzw. sogar zu einem beträchtlichen Anteil weniger auf tatsächlichen Problemen, sondern vielmehr auf Langeweile und die damit verbunde psychosoziale Unzufriedenheit beruht.

Einige Telegram-Anbieter rufen zu einer „Total-Opposition“ auf. Sie bieten seit ca. 2 Jahren mehrmals täglich den gleichen Inhalt. Trotzdem ist und bleibt die Nachfrage gross. Warum verbringen mehr als Hunderttausend Menschen täglich Zeit mit diesen „alternativen Medien“, ohne dort relevante Neuigkeiten zu erfahren ? Warum werden diese Medien überwiegend von älteren Menschen ab 40 Jahren genutzt ?

Ein wichtiges Motiv ist Langeweile. Die Überversorgung mit Nachrichten, „breaking news“, Netflix-Serien mit ständigen „cliff-Hängern“ etc. haben dazu geführt, dass Nachrichten, die eine Mischung aus Verschwörungstheorien und „revolutionären Umsturzphantasien“ anbieten, als attraktiver empfunden werden, als das tägliche Ringen der demokratischen Akteur:innen um Kompromißlösungen und kleinschrittige Verbesserungen.

Es gibt somit einen Bedarf das vielfältige Repertoire, wie wir mit Demokratie-ablehnenden Menschen umgehen, um ein weiteres Mittel zu ergänzen: Es gibt einen Bedarf, sich um diejenigen Menschen zu kümmern, die nicht aus aus extremistischen Gründen oder aufgrund von konkreten Problemlagen einen „heissen Herbst“ anstreben, sondern sich besonders radikalen „Bewegungen“ überwiegend aus Langeweile anschließen. Solche „Bewegungen“ versuchen, externe Demonstrationen und „Spaziergänger“ zu vereinnahmen, was beweist, dass hier auch zu „Gegenbewegungen“ motiviert werden kann.

Das Kernproblem ist: Langeweile lässt sich nicht durch „grosse Lösungen“ reduzieren. Wer mit seinem Leben unzufrieden ist, kann durch Fernreisen, teure Konsumentscheidungen und einen Umzug für eine kurze Zeit eine Abwechslung organisieren. Aber kurze Zeit danach wird die Langeweile erneut beginnen. Das gleiche Prinzip gilt für die gelangweilten Telegram-Nutzer:innen: Ein „heißer Herbst“, ein „Sturz des Regimes“ und die Verklärung eines „starken Manns“ wie Viktor Urban oder Vladimir Putin ist nicht die Lösung. Stattdessen sind Aktivitätsmöglichkeiten gefragt, die für die einzelnen Menschen möglich sind und ihnen und dem Gemeinwesen konkret nützen. Beispiel: In einem demokratischen Land wie Deutschland darf die aktuelle Energiepolitik gerne kritisiert werden. Aber es dürfte sinnvoller sein, sich zusätzlich mit den Möglichkeiten zu beschäftigen, die heimischen Stadtwerke zu entlasten, Energie einzusparen, alternative Versorgungssysteme zu entwickeln, etc.

Kommunalpolitiker:innen, Multiplikator:innen und staatliche Akteur:innen müssen sich ständig mit der Problematik der „Wutbürger:innen“, „Reichsbürger:innen“ und „Regimegegner:innen“ beschäftigen. Es ist richtig und sinnvoll, dass sie sich um eine argumentative Auseinandersetzung bemühen. Aber es ist genau so wichtig, dass sie auch die psychosozialen Hintergründen verstehen und darauf vorbereitet werden. Deshalb besteht hier ein Sensibilisierungs-, Informations- und Schulungsbedarf, den wir mit unseren Maßnahmen abdecken.